Mariabuchen liegt in einem einsamen Tal am Rande des Spessarts.
Hier hat ein einfacher Gemeindehirte vor 600 Jahren ein kleines
Vesperfigürchen in das Astloch einer Buche gestellt und sich ein
kleines Heiligtum geschaffen.
Oft mag er im Schatten des Baumes gesessen haben, während seine
blökende Herde ringsum im Gebüsch des lichten Waldes graste. An
die Gründung eines Wallfahrtsortes hat er bestimmt nicht gedacht,
sonst hätte er sich dafür wahrscheinlich einen besseren Platz
ausgesucht, eher auf der Höhe des Berges, wo man weiter sieht und
eine Kirche von weither gesehen wird und wo die Menschen bequemer
hingelangen und besser parken könnten. Genau das wollte er aber
nicht. Weitab von der Straße, mitten im Wald am Steilhang des
Buchenberges, wo nur ein schmaler Abkürzungspfad hin und wieder
kundige Wanderer vorbeiführte, stand die mächtige Buche, die ihm
Schutz vor Sonne, Wind und Wetter gewährte. Ihr vertraute er das
kleine Figürchen an, das er selbst geschnitzt oder von
durchziehenden Händlern erworben haben mag. Der Platz unter der
Buche war ihm Zuflucht für Leib und Seele geworden.
Trotz Kirchenbau, Kloster und Gaststätten hat Mariabuchen die
Atmosphäre der Buche bewahrt. Der Wallfahrtsort ist Refugium der
Bedrängten und Betrübten, der Ruhelosen und Gehetzten und zugleich
Treffpunkt der Fröhlichen und Zuversichtlichen. In Freud und Leid
zieht der Gnadenort die Menschen an, der im Glauben und in der
verhaltenen Frömmigkeit der Bevölkerung des umliegenden
Frankenlandes wurzelt.
Die Buchenkirche ist sicher ein ansprechendes wohlgestaltetes
Gotteshaus, das farbenfroh und malerisch in die Landschaft
eingefügt ist. Ihr formenreicher Zwiebelturm strebt "voll Glorie"
über die grünen Wipfel zum Himmel. Auch der Innenraum mit den
strahlenden Farben und reichen Formen der Barockausstattung
vermittelt Festtagsstimmung, die sich im Schein der Kerzen und
beim Klang der Orgel zu himmlischem Zauber zu steigern vermag.
Mariabuchen hat zwar keine hochrangigen Kunstwerke zu bieten, die
kunsthungrige Touristen anzulocken vermögen. Dennoch werden
zahlreiche Besucher und Pilger von der einzigartigen Stimmung
erfaßt, die sie schon beim Willkommensgruß des harmonischen
Glockengeläutes überkommt. Landschaft und Gotteshaus, Gnadenbild
und Glauben verschmelzen zu einer Einheit und vermitteln
Vertrauen, Schutz und Geborgenheit.
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